
Eiweißstrategie: Kein entweder-oder, sondern ein sowohl-als-auch
Alternative Proteinquellen haben in Niedersachsen eine Zukunft, darüber waren sich alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Auftaktveranstaltung zur Niedersächsischen Eiweißstrategie am 5. Juli in Hannover einig. Expertinnen und Experten aus Land- und Ernährungswirtschaft, Forschende und geladene Interessenvertreter diskutierten in drei Expertenforen zu den Themen Pflanzliche Ersatzstoffe, In-Vitro-Fleisch/cultured meat und Proteine aus Insekten. Es ging um die Fragen, welche Hemmnisse bestehen, welche Erfolge bereits erzielt wurden und welche Voraussetzungen für eine erfolgreiche und dauerhafte Umsetzung der Niedersächsischen Eiweißstrategie essenziel sind. Erste Studienergebnisse einer branchenweiten Potentialanalyse sind in der Land&Forst erschienen (hier lesen). Die gesamte Studie erscheint im Dezember 2022.
In der Podiumsdiskussion mit Staatssekretär Prof. Dr. Ludwig Theuvsen, Ernährungswissenschaftler Dr. Malte Rubach, Landvolk-Vizepräsident Jörn Ehlers und Ivo Rzegott vom The Good Food Institute Europe wurde deutlich, dass ein wichtiger Grundsatz gelten sollte: Bei der Umsetzung der Eiweißstrategie wird es nicht um „entweder-oder“, sondern um ein „sowohl-als-auch“ gehen!
Die Dezentralisierung und der Verbleib der Wertschöpfung innerhalb der Region sind bedeutende Schlüsselfaktoren, die in allen Expertenforen einstimmig hervorgehoben wurden. Die Regelung patentrechtlicher Fragestellungen wird dabei in Zukunft an Bedeutung gewinnen. Die Zentralisierung durch patentrechtliche Vorteile auf Einzelne, wie möglicherweise beim sogenannten In-Vitro-Fleisch, würde langfristig den Erhalt regionaler Wertschöpfungsketten gefährden. Darüber hinaus kann eine gezielte Anpassung beziehungsweise Umstrukturierung der Förderung auf kleine und mittelständische Unternehmen sowie die Förderung von Startups, die vermehrte Nutzung alternativer Proteinquellen beschleunigen und zugleich regionale Wertschöpfungsketten erhalten. Um mit der Eiweißstrategie einen nachhaltigen und gewinnbringenden Effekt für die Land- und Ernährungswirtschaft zu erzielen, sei es entscheidend, dass zuerst die notwendigen politischen Weichenstellungen erfolgen. Auch darin waren sich alle Beteiligten einig.
Im Hinblick auf internationale Entwicklungen bei alternativen Proteinen betonten die Expertengruppen, dass politische und regulatorische Hemmnisse abgebaut werden müssen, um den Standortvorteil Deutschlands in der Land- und Ernährungswirtschaft, aber auch in den Bereichen Maschinenbau und Forschung, nutzen zu können. Die Grundlagenforschung müsse in allen Bereichen stärker vorangetrieben werden. Die Forschungsfelder der Pflanzenzüchtung und Biochemie sind für die Akzeptanz der erzeugten Produkte durch die Verbraucher entscheidend. Sie bestimmen den Standard für Natürlichkeit, Qualität, Struktur, Bioverfügbarkeit und Geschmack der Produkte.
Der branchenübergreifende Expertenaustausch hat bereits jetzt neue Verbindungen geschaffen und bestehende bereichert. Unter dem Titel „Shape the future of food“ wird die Marketinggesellschaft mit weiteren Veranstaltungen an diese Auftaktveranstaltung anknüpfen und das Zukunftsthema „Novel Food“ mit weiteren Expertinnen und Experten diskutieren.
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Siehe auch
- Bericht „Rethinking Food and Agriculture 2020-2030 – The Second Domestication of Plants and Animals, the Disruption of the Cow, and the Collapse of Industrial Livestock Farming
Zusammenfassung und Downlodlink (englisch) - Bericht zum Thema in der agrarzeitung vom 18.09.2019